Zwei neue Apps, die das gleiche anbieten, haben die Social-Media- und App-Welt im Jahr 2015 erobert: Die Live-Streaming-Apps Periscope & Meerkat. Quasi gleichzeitig auf den Markt gekommen standen die beiden Apps schnell in direkter Konkurrenz:
Aber was kann man mit Live-Streaming eigentlich machen, wie wird Live-Streaming bisher genutzt? Ein richtiges Konzept, habe ich das Gefühl, steckt hinter den wenigsten Accounts. Viele User ergänzen ihren Blog und ihre Social-Media-Auftritte um Live-Streaming – teilweise vielleicht aus dem Gefühl heraus, dass man hier jetzt mitmischen muss, um von Anfang an dabei gewesen zu sein. Es gibt Experimente, erste Tests, hohe Erwartungen – und kein Business-Modell. Oder anders gesagt: Das Medium ist da – aber was ist die Message?
Was machen wir daraus, also aus den Möglichkeiten, die uns Livestreaming bietet?
Um zu erfahren, wie Livestreaming bisher eingesetzt wird, hier ein paar willku?rliche Beispiele für Livestream-Titel an einem beliebigen Tag (10.10.2015):
“Kurzer Blick aus dem Fenster bei voller Fahrt des #ICE770”
“Just watch lol”
“Update!! @SkipForGood kicks off in 15HRS!!”
Klickbaiting ist auch bei den Livestreaming-Apps ganz großer Sport. Der Titel eines Streams entscheidet offenbar maßgeblich, wie häufig er angeschaut wird. Aber es kommt auch stark auf die Bekanntheit des Accounts an – also wer hier streamt. Promis, TV- und Musikstars, Schauspieler und vor allem YouTuber haben im Live-Streaming einen Weg erkannt, mit wenig Aufwand einen weiteren Kanal zu betreiben, über den sie gefühlt näher an ihre Zielgruppe bzw. Fans heranrücken. Dafür ist die Möglichkeit der Live-Interaktion besonders wichtig – über die Chat-Funktion können die Zuschauer Feedback geben oder Fragen stellen, auf die der ‘Streamende’ direkt reagieren kann.
Zu dem Beispiel von Jan Böhmermann: An den Hashtag #ICE770 erinnert sich der ein oder andere vielleicht noch. Zugverspätungen sind an sich ja keine Seltenheit und daher nichts besonderes. Böhmermann aber macht mal wieder ein Medienereignis daraus. Auf der Strecke von Köln nach Hamburg bleibt der Zug mitten auf der Strecke stundenlang liegen. Ärgerlich – Aber Böhmermann nutzt die verlorene Zeit, um alles, was im Zug geschieht oder ihm so durch den Kopf geht, zu twittern. Seiner Twitter-Gefolgschaft gefällt’s – und so lässt sich der Hashtag super auf andere Plattformen ausdehnen, die mit Twitter verknüpft sind: Instagram und eben Periscope.
Hier hat Periscope den entscheidenden Vorteil gegenüber Meerkat, der inzwischen auch dazu geführt hat, dass sich Periscope (zumindest anhand der Nutzerzahlen) durchsetzt: die Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Apps bzw. Sozialen Netzwerken.
Und wie sieht es mit dem Inhalt aus? Bemerkenswert viele Streams scheinen gefühlt banale Situationen zu zeigen: Zuhause auf dem Sofa, im Zug, auf dem Weg zur Arbeit z.B. Möglich, dass der Neuheitswert der Apps dazu führt, dass die rein technische Begeisterung so groß ist, dass jedes relevante oder irrelevante Thema erstmal für einen Stream herhalten muss – einfach um zu testen, was funktioniert. Mit der Zeit werden sich wahrscheinlich die beliebtesten Inhalte bei Live-Streams herauskristallisieren. Ich persönlich bin gespannt, ob gescriptete Live-Reality-TV Sendungen ein mögliches Zukunftsformat für Online werden. Also quasi “Toto & Harry – Live”?
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